Ein Tettnanger Beitrag fließt in den Masterplan 2024 des Deutschen Fußball-Bundes ein: Karin Rasch-Boos ist beim dritten Amateurkongress in Kassel mit dabei gewesen. 286 Frauen und Männer haben sich an drei Tagen Gedanken über den deutschen Fußball abseits des Profisports gemacht – und Karin Rasch-Boos war vom Württembergischen Fußballverband als eine von sechs Vereinsvertreterinnen aus dem WFV-Gebiet entsandt worden. Schon dies war eine Ehre.
„Es war ein Erlebnis“, fasst die ehemalige Auswahlspielerin und heutige Trainerin der TSV-B-Juniorinnen den zukunftsweisenden Kongress zusammen, bei dem am Abschlusstag die Nationaltrainer Martina Voss-Tecklenburg und Joachim Löw dabei waren. Wichtiger noch aber war, dass mit ihm die Zukunft des Amateurfußballs vorbereitet werden soll. „Wichtige Impulse“ sieht denn auch Karin Rasch-Boos von der Tagung in Kassel ausgehen.
Zielpunkt ist dabei das Jahr 2024. Handlungsempfehlungen betreffen fünf Bereiche – vom Vereinsfußball und dessen Rahmenbedingungen über die Verbandsarbeit bis zur Digitalisierung sowie Bildung und Qualifizierung. Auf letzterem Bereich richtete sich in Kassel das Augenmerk von Rasch-Boos rund um die Fragen: „Was kann der DFB tun, um die Ausbildung und Qualifizierung zu stärken?“ Eine Tendenz in Richtung E-Learning/Blended Learning sei dabei erkennbar: „Es macht fast niemand mehr drei Wochen Urlaub für den Trainerschein“, nennt Rasch-Boos einen der Gründe für den Trend hin zur theoretischen Ausbildung am Computer, kombiniert mit praktischen Prüfungen. Außerdem sollen mehr Möglichkeiten für die Online-Ausbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter geboten werden.
Auf diese wie andere Aspekte konnten sich die Teilnehmer (neben Vereinsvertretern vor allem Funktionäre aus dem DFB und den Landesverbänden sowie Bezirksvorsitzende) im Vorfeld mit einer App vorbereiten, die sämtliche Vorträge und Veranstaltungsinformationen enthielt. Von diesen ausgehend standen dann die Workshops im Mittelpunkt: In immer wieder wechselnden Zusammensetzungen wurden die Handlungsempfehlungen erarbeitet, wobei Rasch-Boos grundsätzlich sagt: „Es war super, dass die Vereinsmitarbeiter die Möglichkeit hatten, mit den DFB-Funktionären zu diskutieren.“ Die Vorschläge wurden mit Stimmenmehrheit getroffen.
Bei einem der Workshops, den Rasch-Boos am Samstag „straff“ leitete, wie sie schmunzelnd sagt, muss dies die DFB-Oberen in solcher Weise beeindruckt haben, dass sie der Tettnangerin kurz darauf ein Angebot unterbreiteten: „Kommen Sie am Sonntag mit zur Abschlussdiskussion aufs Podium.“ Dort saß Karin Rasch-Boos dann mit DFB-Präsident Reinhard Grindel, UEFA-Vertreter Per Ravn Omdal und Sahin Yildirim vom Fußball-Verband Mittelrhein sowie Moderator Jochen Breideband.
„Das war schon der Hammer“, blickt die Tettnangerin darauf zurück, dass die Sonntagsrunde nicht nur vor dem Plenum stattfand, sondern auch live in sieben Landesverbände übertragen wurde. „Aber es ging gut“, zeigt sie sich mit dem öffentlichkeitswirksamen Auftritt ebenso zufrieden wie mit den Impulsen, die sie für ihr ureigenstes Thema erhielt – für die Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter und Trainer im Verein: „Ich konnte viele Anregungen mitnehmen“, sagt Rasch-Boos. Den Rahmen wird ein Ehrenamtsgesetz setzen, das ab Sommer mehr Möglichkeiten geben soll.
Ebenso interessant für den TSV Tettnang war das Thema „Modernisierung der Sportanlagen“, das es auch auf die Liste der Handlungsempfehlungen geschafft hat und seitens des DFB angestoßen wird. Deutlich wurde aber auch, dass in Stadt und Land mitunter unterschiedliche Gefühls- und Interessenslagen herrschen. So steigt im ländlichen Raum die Zahl der Spielgemeinschaften – samt dem Effekt, dass es zwar Sportanlagen gibt, aber immer weniger Nachwuchskicker. Hingegen war für Berliner Vereine die Rede davon, dass es Wartelisten gebe (mit teils bis zu 100 Kindern). Oder auch davon, dass bereits der erste Fußballplatz auf einem Supermarktdach angelegt wurde.
Textnachweis:
Roland Weiß (Schwäbische Zeitung)