Das aus Meckenbeuren stammende Fußball-Talent Ina van der Linde wechselt in der Winterpause von den Bundesliga-Damen des FC Bayern München zurück an ihre alte Wirkungsstätte, den Fußballerinnen des TSV Tettnang. Die 23-Jährige spielte bereits von 2004 bis 2011 in Jugend- und Aktiventeams des TSV, um anschließend den Sprung auf die große nationale Fußballbühne zu wagen.
Das Fußballspielen gelernt hat Ina van der Linde von 1997 bis 2004 in diversen Jugendteams des benachbarten TSV Meckenbeuren. Schnell stellte sich heraus, dass sie mit ihren beiden Füßen am Ball mehr machen kann als andere. Im Alter von nur 13 Jahren wechselte sie 2004 nach Tettnang, um dort in der höheren Altersklasse – den B-Mädchen – ihr Können weiter auszubauen. Dort spielte sie für insgesamt drei Spielzeiten und kam auch bei den TSV-Damen regelmäßig zu Einsätzen. „Für uns als TSV war früh klar, dass Ina ihren Weg nach ganz oben machen würde“, sagt TSV-Verantwortliche Karin Rasch-Boos rückblickend. „Schon zu ihrer Jugendzeit kamen immer wieder Angebote aus Crailsheim, Sindelfingen und auch von den Bayern.“
Die sportliche Zukunft war für van der Linde jedoch stets gekoppelt an ihre berufliche Zukunft, in ihrem Fall also an einen passenden Studienort. Diesbezüglich hatte München die besten Argumente parat und ein renommiertes sowie professionelles Umfeld für ihre fußballerische Entwicklung war mit dem FC Bayern ebenso vorhanden. Ab der Spielzeit 2011/2012 lief die damals 21-Jährige also im Trikot des FC Bayern auf und studierte passenderweise Sportwissenschaften an der TU München. „Von Tettnang nach München – da ändert sich einfach das ganze Leben“, betont die gelernte Mittelfeldspielerin. „Die sportlichen Unterschiede sind natürlich deutlich: Die höhere Spielklasse erfordert mehr Disziplin, längere Vorbereitungsphasen und fast tägliches Training. Es ist aber auch ein tolles Gefühl, im Trikot des FC Bayern spielen zu dürfen.“ Viel Zeit für andere Hobbys oder Freunde blieb ihr oftmals nicht und auch der sportliche Druck insgesamt nahm spürbar zu. Weite Anreisewege zu den Auswärtsspielen im gesamten Bundesgebiet waren dabei zusätzlich zeitraubend und intensiv. „Das ist ein ganz anderer Fußball dort. Es geht eben nicht mehr nur um den Spaß an der Sache.“
Zunächst in der zweiten Mannschaft des FCB als Stammspielerin gesetzt, nahm sich die ehrgeizige Sportstudentin vor, sich einen festen Platz im Kader der ersten Mannschaft zu erarbeiten. Auf dem Weg dorthin dann der große Schock in der Saison 2012/2013: Kreuzbandriss und somit Saisonaus. Mit großer Anstrengung schaffte sie zwar ihr Comeback und stieg im Sommer 2013 in die Vorbereitung ein. Doch eine neuerliche Bänderverletzung machte ihr einen Strich durch die Rechnung, sodass sie erst zur Rückrunde im Frühjahr dieses Jahres wieder zu Einsätzen kam. In der Vorbereitung zur aktuellen Saison hatte sie dann Glück im Unglück: Teilweise als Spielführerin eingesetzt blickte sie voller Elan auf die bevorstehende Saison, welche die ihre hätte werden sollen. Im ersten Ligaspiel jedoch riss ihr Meniskus ein und sie wurde erneut um Monate zurückgeworfen. Ina van der Linde begann zu grübeln. „Zuletzt hat mich dieser Leistungsfußball so vereinnahmt, dass ich keinen Spaß mehr daran hatte. Fußball funktioniert für mich nur mit Herz, Leidenschaft, einem starken Willen und Spaß. Daher habe ich mich dazu entschlossen, wieder zurück nach Tettnang zu kommen“, so van der Linde, die inzwischen Sportmanagement in München studiert und im kommenden Sommer ihren Bachelorabschluss machen wird.
Die Vorbereitung zur Rückrunde wird die talentierte Fußballerin so gut es geht mitmachen und planmäßig am 1. März beim wichtigen Pokalspiel gegen den TV Derendingen ihr neuerliches Debüt für den TSV geben. „Wir sind sehr froh darüber, jemanden wie Ina wieder für uns gewonnen zu haben“, so Rasch-Boos. „Sie bringt sehr viel Erfahrung, Wissen und eine tolle Einstellung zum Sport mit – eine Führungsspielerin wie sie es ist tut uns sicherlich gut.“ Für sie selbst wird der Wechsel von der Fußball-Bundesliga in die Oberliga erneut eine einschneidende Veränderung bedeuten, allerdings keine einfache: „Ich freue mich sehr auf Tettnang, weil ich mich hier immer wohl gefühlt habe. Es wird aber sicherlich nicht einfach, da ich auch hier Erwartungen erfüllen soll.“ Auf welcher Position van der Linde beim TSV auflaufen wird, ist noch nicht ganz klar, da der TSV derzeit noch auf Trainersuche ist. „Ich sehe Ina auf jeden Fall in einer offensiveren Position als bei Bayern (defensives Mittelfeld)“, schmunzelt Rasch-Boos. Van der Linde ergänzt mit einem Lächeln: „Mir ist es eigentlich egal, auf welcher Position ich spiele – so lange ich nicht Stürmerin bin.“
Bild- und Texthinweis: Fabian Repetz (Schwäbische Zeitung)