Nach seinem 85-Meter-Tor darf der Fußballer des TSV Tettnang an der Torwand gegen einen Bundesliga-Spieler ran. Und mit dem versteht er sich auf Anhieb hervorragend.
Hinter Nils Maurer liegt ein aufregendes Wochenende. Der Fußballer des TSV Tettnang ergriff am Samstag die kurzfristige Gelegenheit, im „aktuellen Sportstudio“ des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) zu schießen.
Von Mainz aus ging es dann am Sonntagmorgen zurück an den Bodensee: Dort trat er am Mittag mit seinem Club im Bezirksligaderby beim SV Kressbronn an. Die Ereignisse bewertet der 27-Jährige unterschiedlich.
Sehr positiv spricht Maurer von seinem Sportstudio-Besuch. „Es war ein einmaliges Erlebnis, es war sehr gut organisiert“, schwärmte der Tettnanger Fußballer. Vor allem die Begegnung mit einem Bundesligaprofi empfand er als besonders.
Er trat gegen Patrick Mainka an: Der 29-jährige Verteidiger ist Kapitän des 1. FC Heidenheim und stand in den 33 Partien jede Sekunde auf dem Platz. „Das ist eine unfassbare Leistung und bemerkenswert. Er kann sehr stolz sein“, sagte Maurer anerkennend. „Heidenheim spielt eine überragende Saison. Ich bin megafroh, dass ich so jemanden kennenlernen durfte.“
Maurer und Mainka haben sich am ganzen Abend sehr gut verstanden. „Ich bin fasziniert, wie sympathisch er ist. Er ist sehr zuvorkommend“, meinte der Tettnanger Stürmer.
Bei so viel Harmonie, wie könnte es da ein anderes Ergebnis als ein Unentschieden geben. Mainka und Maurer traten je sechsmal an und verwandelten einmal unten - 1:1.
„Mit der Nervosität ging es, ich habe versucht es zu genießen und habe nicht verloren“, zeigte sich Maurer zufrieden. Wenngleich er schon etwas damit haderte, nur bei einem der drei Schüsse ins untere Eck erfolgreich gewesen zu sein. Denn nur bei einem Sieg gegen Mainka hätte er noch eine Einladung erhalten.
Die Chance, auf der deutschlandweiten Bühne im ZDF-Sportstudio zu schießen, erhielt er durch seinen Wahnsinnstreffer beim 3:1-Auswärtssieg beim SV Weingarten Mitte April.
Maurer schoss den Ball aus 85 Metern ins Tor. Seine Bude war vor dem Torwandschießen Thema. Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein fragte ihn, ob das so gewollt gewesen sei und brach in Gelächter aus. Die Stimmung war eben gut, Maurer gab zu, dass er in erster Linie die Situation klären wollte. Nach der Sendung setzten alle die netten Gespräche fort, Maurer beschrieb die ZDF-Mitarbeiter als „unfassbar gastfreundlich“.
Irgendwann nach Mitternacht ging es für Maurer und Tettnangs Kapitän und Kumpel Luca Marschall ins Hotel. Sie übernachteten in Mainz, ausschlafen war jedoch nicht angesagt.
Um 8.42 Uhr startete der vom ZDF gebuchte Zug. Etwa gegen 13 Uhr kamen beide am Sonntag am Bodensee an. Marschall fiel verletzt aus, Ersatzkapitän Maurer hatte seine Fußballsachen im Auto gelassen und machte sich dann relativ zeitig auf den Weg nach Kressbronn.
Im Eichert gastierte Tettnang beim SV. „Ich bin pünktlich zum Treffpunkt gekommen und an sich hat es sich auf dem Platz angefühlt wie immer“, sagte Maurer. Also fast: Zwischen Mainz und Tettnang liegen rund 400 Kilometer, die Strapazen hat der 27-Jährige „tatsächlich in den Knochen gemerkt“.
Dabei meinte er aber gar nicht nur den ZDF-Besuch, die Bezirksligisten bestritten zuletzt viele englische Wochen. Tettnang beispielsweise war auch am Mittwoch noch gegen die SGM Unterzeil/Seibranz (5:1) gefordert. Deshalb gebe es aktuell auch viele Verletzungen.
Im Prestigeduell in Kressbronn wollte der TSV Tettnang seine Serie von zwölf ungeschlagenen Ligaspielen fortsetzen. Maurer, Ex-Verbandsliga-Stürmer des TSV Berg, traf wie am Samstag im ZDF-Sportstudio einmal. Doch am Ende gab es einen weniger erfreulichen Ausgang als noch gegen Mainka: Tettnang verlor 2:4. Letztlich ist das eine verschmerzbare Pleite.
Der TSV hat sich 2024 vom Tabellenkeller auf den neunten Platz gekämpft. „Man sieht in der Rückrunde, was möglich ist“, so Maurer, der in dieser Saison 14 Tore und zehn Assists beisteuerte. Der Angreifer hat schon für ein weiteres Jahr zugesagt, für den TSV erhöht es die Wahrscheinlichkeit, in der kommenden Runde eine noch bessere Platzierung zu erzielen. Immerhin, das hat er am Samstagabend gezeigt, kann es Maurer in der Disziplin Torwandschießen mit Bundesligaspielern aufnehmen.
Bericht: Schwäbische Zeitung