„Liga besteht für uns aus sieben Gegnern“
LANGENARGEN (jgp) – Der Handball-Bezirksligist Langenargen-Tettnang muss zur neuen Saison einen großen Umbruch verkraften, einschließlich Trainerwechsel. Jan Georg Plavec hat sich mit dem neuen Coach Heino Stieger unterhalten.
Herr Stieger, als die Verantwortlichen Ihre Verpflichtung als Nachfolger von Stephan Kummer bekanntgaben, redeten sie viel vom Stallgeruch, den Sie mitbringen. Was war gemeint?
„Ich habe 1986 in der A-Jugend in Tettnang gespielt , Trainer damals: Berthold Eckmann. Das war die Generation Witzemann, Schneider, Nachbaur, wir wurden württembergischer Vizemeister. Aus privaten Gründen wechselte ich nach Langenargen, wo ich unter anderem mit dem ehemaligen Langenargener Trainer Helmut Stauber zusammenspielte. Helmut hat mich letztendlich auch für das Traineramt bei der HSG angesprochen.“
Von der Württemberg- in die Bezirksliga – das muss sich wie ein Abstieg anfühlen?
„Es ist schon ein Schritt. Aber der Herrenhandball ist anders als der Damenhandball. Und: die Trennung von Weingarten war nicht schön. Nach dem Abstieg aus der BW Oberliga habe ich da im wahrsten Sinn eine komplett neue Mannschaft aufgebaut und die Klasse gehalten. Da war viel Herzblut drin. Einzelne Verantwortliche in Weingarten haben mich persönlich enttäuscht.“
Womit haben Helmut Stauber und die HSG-Verantwortlichen Sie denn locken können?
„Mir ist wichtig, dass sie mir das Vertrauen aussprechen: Wenn’s klemmt, redet man darüber anstatt den Trainer gleich rauszuwerfen. Mit dem HSG-Vorsitzenden Mischa Miller habe ich auch schon zusammengespielt. Und: die Aufgabe reizt mich.“
Wie würden Sie die Aufgabe beschreiben?
„Das ist ein großer Umbruch, vor allem personell. Immerhin haben wir die Behr-Brüder überreden können, weiterzumachen – ohne sie wäre es zu heftig geworden. Ich spüre eine Verbundenheit zu beiden Vereinen. Und: ich will die Jugend einbinden.“
Friedrichshafen-Fischbach als Vorbild?
„Die haben das gut gemacht, haben auch Spieler in höhere Ligen abgegeben, die ihnen jetzt weiterhelfen weil zurückgekommen. Ravensburg hingegen hat gezeigt, dass andere Ansätze in die Hose gehen können. Da sind die Leistungsträger angeworben worden, und nach dem Wiederabstieg in die Landesliga sind die scheinbar wieder weg. Besser ist es, wenn die Spieler eine Bindung zum Verein haben. Das motiviert auch den Nachwuchs.“
Die A- und die B-Jugend spielen diese Saison in der Bezirksliga. Reicht das?
„Es ist das absolute Minimum. Je höher man in der Jugend spielt, desto besser. Es geht aber auch um die zweite Mannschaft. Da werden wir immer wieder mal jemand in die Erste holen. Und auf dem Mannschaftsfoto sind beide Teams gemeinsam abgebildet, ein ganz großer Haufen.“
Ihr Ziel lautet vermutlich Klassenerhalt?
„Ja. Und das wird schwerer als letzte Saison. Wir haben mit Weingarten und Ravensburg zwei Landesliga-Absteiger, und starke Teams wie Lustenau oder Biberach sind nicht aufgestiegen. Ehingen schätze ich stark ein, Bregenz will seine Zweite voranbringen. Eigentlich besteht die Liga für uns nur aus sieben Gegnern. Wir müssen Vollgas geben, um drinzubleiben.“
Zum Auftakt kommt am Freitag im Pokal Biberach, im ersten Ligaspiel kommt Ravensburg. Es folgen drei Auswärts- und vier Heimspiele hintereinander. Ein gutes Programm?
„Biberach und Ravensburg sind eine gute Standortbestimmung, auch wenn man Ravensburg schwer einschätzen kann. Wie das mit den vielen Heim- und Auswärtsspielen hintereinander kommt, weiß ich auch nicht. Wir müssen es nehmen, wie es kommt.“
Zur Person: Heino Stieger ist 47 Jahre alt. Er war Spielmacher in Tettnang, Langenargen und Weingarten. In Weingarten begann er auch seine Trainerlaufbahn, trainierte dann die Damen in Vogt, anschließend Hohenems. Danach war Stieger Co-Trainer beim österreichischen Staatsligisten Feldkirch und Chefcoach wiederum beim Württembergligisten Weingarten. Im Dezember 2014 trennte sich Weingarten nach anderthalb Jahren von Stieger, seit Sommer 2015 ist er Coach der HSG Langenargen-Tettnang. Außerdem ist er Auswahltrainer im Bezirk, Referent für den Leistungsbereich sowie Schiedsrichter.
Personalien: Georg Vögele, Urs Biermann, Thomas Häufle, Ben Jedlicsek spielen nicht mehr in der ersten Mannschaft, Marius Längin und Marc Löchle sind beide verletzt, Christian Brandt ist bis Jahresende im Ausland. Marius Längin will nach einer schweren Verletzung erstmal kürzer treten. Als nomineller Zugang ist nur Heino Stiegers Sohn Fabian zu verzeichnen.